Gute Führungskommunikation: «Dialog und aktives Feedback sind zentral»

Die Führungskommunikation hat sich stark gewandelt. Authentische, schnelle und transparente Kommunikation sind heute zentral, ebenso der gekonnte Umgang mit den vielfältigen digitalen Kanälen. Im Interview erklärt die HR-Expertin Nadine Burri, was heute totale «No Gos» sind und ob sich gute Führungskommunikation tatsächlich lernen lässt.

Führungs­­kommunikation optimieren: die 5 wichtigsten Tipps

  • Aktiv zuhören und Interesse zeigen: Hören Sie Ihren Mitarbeitenden aufrichtig zu, lassen Sie sie ausreden und zeigen Sie echtes Interesse an ihren Ideen und Anliegen. Mitarbeiter fühlen sich motivierter und die zwischenmenschliche Beziehungen verbessern sich, wenn sie gehört und ernst genommen werden.
  • Ziele und Erwartungen klar kommunizieren: Teilen Sie wichtige Informationen, Ziele und Erwartungen offen mit. Ihre Mitarbeitende müssen die Unternehmensziele und Hintergründe kennen, um Entscheidungen nachvollziehen zu können und engagiert auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten.
  • Offene Dialogkultur und Respekt fördern: Ermutigen Sie Ihr Team, Fragen zu stellen, Feedback zu geben und Vorschläge einzubringen. Respektieren Sie abweichende Meinungen – Führungspersonen, die nur die eigene Ansicht gelten lassen, ersticken das Engagement. Vielfältige Ideen können demgegenüber zu neuen Lösungen führen.
  • Regelmässig Feedback geben: Geben Sie konstruktives Feedback zu Fortschritten und Herausforderungen und loben Sie gute Leistungen. Mitarbeitende wollen wissen, wo sie stehen – gezieltes Lob bei Erfolg und hilfreiche Kritik bei Problemen steigern Motivation und fördern die Weiterentwicklung im Team.
  • Empathie und Verständnis zeigen: Kommunizieren Sie stets wertschätzend – besonders, wenn Fehler passieren oder Ziele nicht erreicht werden. Anstatt vorschnell zu kritisieren, suchen Sie das Gespräch unter vier Augen, um Hintergründe zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden. So sehen Ihre Mitarbeitenden, dass Sie menschlich und fair handeln und vertrauen Ihnen verstärkt.

Was heute totale No Go’s sind, erfahren Sie weiter unten im Interview.

Was versteht man unter Führungskommunikation?
Unter Führungskommunikation versteht man die Art und Weise, wie Führungskräfte mit Mitarbeitenden kommunizieren. Sie ist zentral, um Vertrauen aufzubauen, Teams zu motivieren, eine offene Feedback-Kultur zu etablieren und Konflikte zu lösen. Gute Führungskommunikation ist letztlich der Schlüssel, um Unternehmen erfolgreich zu führen.

Was zeichnet eine zeitgemässe Führungskommunikation aus?

Nadine Burri: Eine moderne Führungskommunikation zeichnet sich durch Offenheit, Transparenz, Empathie und Flexibilität aus. Im Mittelpunkt stehen der Dialog und ein aktiver Austausch von Feedback, anstelle der früher üblichen, rein hierarchischen Weitergabe von Informationen über den Dienstweg.
Zeitgemässe Führungskommunikation basiert auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Digitale Werkzeuge wie Microsoft Teams oder ähnliche Plattformen spielen dabei eine zentrale Rolle und ermöglichen eine effektive, ortsunabhängige Zusammenarbeit – die jedoch gepflegt werden muss.

Inwiefern haben sich die Ansprüche an die Führungskommunikation geändert?

Mitarbeitende – insbesondere die Generation Z – legen heute grossen Wert auf Mitbestimmung, sinnstiftende Arbeit, regelmässiges Feedback, Flexibilität und Wertschätzung. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, deutlich flexibler zu agieren, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.
Dies zeigt sich unter anderem in altersgemischten Teams mit unterschiedlichen Erwartungen an die Führung, die Leitung von virtuellen Teams oder die Zusammenarbeit mit internationalen und interkulturellen Teams. Ein Beispiel dafür ist die SBB IT, die mit Engineers aus Rumänien und Indien zusammenarbeitet und so unterschiedlichste Kulturen und Perspektiven vereint.

Gibt es «die» Führungskommunikation überhaupt oder muss man verschiedene Zielgruppen und Situationen unterscheiden?

Ein Betti-Bossi-Rezept für gute Führungskommunikation gibt es sicher nicht – eher im Gegenteil. Unterschiedliche Situationen (z. B. Krisenmanagement, Change-Prozesse, Konfliktgespräche) sowie unterschiedliche Zielgruppen (Alter, Kultur, Hierarchieebene) erfordern angepasste Kommunikationsstrategien. Eine gute Führungskraft erkennt dies und agiert situativ passend.

A propos Zielgruppen: Braucht die «Gen Z» nochmals eine ganz eigene Kommunikation?

Ja, die Gen Z hat spezifische Erwartungen an die Führungskommunikation. Sie wünscht sich direkte, authentische und schnelle, transparente Kommunikation. Digitale Kanäle sind für diese Generation selbstverständlich, und sie legen grossen Wert auf Work-Life-Balance. Eine offene Feedback-Kultur sowie ein hohes Mass an Transparenz sind für diese Zielgruppe wichtig. Sie wollen nicht nur mitreden, sondern auch mitentscheiden bzw. in den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden.

Eine moderne Führungs­kommunikation zeichnet sich durch Offenheit, Transparenz, Empathie und Flexibilität aus.Nadine Burri
MAG 2.0-Dozentin und Coach Führungskommunikation

Resultiert die Führungskommunikation aus dem Führungsstil oder gibt es allgemein gültige Regeln?

Beides ist entscheidend: Der Führungsstil prägt die Kommunikationsweise, doch es existieren auch Grundsätze wie Respekt, Klarheit, Transparenz und aktives Zuhören. Dennoch ist es wichtig, die Kommunikation flexibel an die Bedürfnisse des Teams und die jeweilige Situation anzupassen.

Inwieweit ist gute Führungskommunikation lernbar – und wo gibt es Grenzen?

Führungskommunikation lässt sich durch Training erlernen – sei dies mit entsprechenden Schulungen, Einzel-Coachings, praktischer Erfahrung (Rollenspielen) und gezieltem Feedback.

Es gibt jedoch sicher auch Grenzen: Wenn Fähigkeiten wie Empathie, Selbstreflexion oder echtes Interesse am Gegenüber fehlen, wird es schwierig. Authentische Kommunikation kann nicht erzwungen werden, sie muss aus innerer Überzeugung kommen.

Erkennst du Unterschiede in der Führungskommunikation zwischen Frauen und Männern oder ist das eher eine Typenfrage?

Es ist eher eine Typenfrage als eine reine Geschlechterfrage. Studien zeigen jedoch Tendenzen: Frauen legen oft mehr Wert auf Empathie, Dialog und kooperative Kommunikation, während Männer tendenziell direkter und faktenorientierter kommunizieren. Ich spreche hier auch immer von ZDF (Zahlen, Daten, Faken). Entscheidend ist sicher die individuelle Persönlichkeit und deren Vorbilder. Ich erlebe zum Beispiel, dass die Männer der GenZ anders kommunizieren als die Generation vor ihnen. Sie haben oft berufstätige, erfolgreiche Mütter zu Hause.

„Führungskommunikation lässt sich durch Training erlernen – sei dies mit entsprechenden Schulungen, Einzel-Coachings, praktischer Erfahrung (Rollenspielen) und gezieltem Feedback.“

Was sind heute totale «No Go’s» in der Führungskommunikation?

  • Nicht zuhören und auf Bedürfnisse, Sorgen und Erwartungen nicht eingehen
  • Unklare, unausgesprochene Erwartungen
  • Fehlende Transparenz und Mitarbeitende nicht einbeziehen
  • Einseitige Kommunikation ohne Dialog («alte Schule» halt)
  • Fehlende Wertschätzung ganz generell – sie führt zu Demotivation und die extra Meile wird nicht mehr gemacht

Das Mitarbeitendengespräch ist ein wichtiges Führungsinstrument. Welche kommunikativen Anforderungen stellen sich da für Führungskräfte?

  • Klare Struktur: Zielsetzung, Feedback und Maßnahmen sollten klar und verständlich formuliert werden.
  • Empathisches Zuhören: Verständnis für die Perspektive der Mitarbeitenden zeigen.
  • Konstruktives Feedback: Lob und Kritik sollten wertschätzend und zukunftsorientiert sein. Mir gefällt aber das eher noch unbekannte Feed-Forward (in die Zukunft gerichtet) besser.
  • Verbindlichkeit: Vereinbarungen sollten konkret und nachvollziehbar sein.
  • Vertrauen schaffen: Das Gespräch sollte einen offenen Austausch ermöglichen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen.

Können Tools wie das «MAG 2.0» die Führungskräfte bei einer zeitgemäßen Führungskommunikation unterstützen?

Neue Instrumente wie «MAG 2.0» legen Wert auf Dialog auf Augenhöhe, schaffen Transparenz und fördern regelmässiges Feedback. Dennoch bleibt die menschliche Komponente und die Kommunikationskompetenz entscheidend.

Workshop Führungskommunikation mit Nadine Burri
Nadine Burri ist Geschäftsinhaberin der Pure Human GmbH und langjährige HR-Expertin. Sie führt Schulungen für das MAG 2.0 durch und bietet interessierten Unternehmen halbtägige oder ganztägige Workshops für die zeitgemässe Führungskommunikation an. Vorgesetzte erhalten dort eine Vielzahl praxisorientierter Tipps und können sich unter professioneller Anleitung vertieft mit ihrer Kommunikationsaufgabe beschäftigen.